30.06.07

Die Tumbleweedphilosophie

Diese Tumbleweedsache spukt schon seit längerem in meinem Kopf herum.
Hintergrund: was macht den Erfolg aus, wie kann ich meine Karriere planen. Führende Personalpsychologen versuchen uns ja immer zu vermitteln, dass man das alles planen kann, ja, planen muss. Daher auch die typische Frage an junge, ehrgeizige Industriesklaven: "wo wollen sie in 5 Jahren, in 10 Jahren, in 20 Jahren sein?", kombiniert mit entsprechenden Jobstationsempfehlungen (erst Entwicklung, dann Vertrieb, dann ein wenig Stabsstellenerfahrung und dann reif fürs Management - oder so).

Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem jungen Bekannten, der darüber sehr verunsichert war. Erstens könne er nicht sagen, wo er in 10 Jahren sein will. Ausserdem machen ihm solche Äußerungen Angst. Angst, das Falsche zu machen, die falschen Weiterbildungsmaßnahmen zu buchen, in die falsche Richtung zu gehen. Und gerade hätte er einen neuen Job angenommen und weiß jetzt garnicht, ob das richtig war.
Da fielen mir wieder diese Tumbleweeds ein. Tumbleweeds - Steppenläufer - sind Wüstenpflanzen, die sich treiben lassen. Und sie sind keineswegs erfolglos, im Gegenteil. Sie verbreiten Ihre Samen und kommen ziemlich viel rum. Planen tun sie nicht.
Und nachdem ich ja Schubladen liebe, habe ich mich an eine matrixgesteuerte Erfolgsanalyse gemacht.
Als Dimensionen habe ich den Erfolg, der natürlich subjektiv ist, und die Planungsintensität gewählt.

Spann diese Achsen auf, und die zugehörigen Normtypen purzeln automatisch raus.

Mega Stars
Das sind die Menschen, die ihre Karriere und ihr Leben generalstabsmäßig geplant haben. Die schon als Kind gewußt haben, dass sie mal die Nummer Eins im Tennis, berühmter Popstar, ultrareicher Firmenchef oder aber Gruppenleiter bei der Hamburg Mannheimer sein werden.

Tumbleweeds
Auf den Erfolg angesprochen sagt der typische Tumbleweed, es ist ihm alles zugeflogen. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und eigentlich will er ohnehin nichts anderes machen als das, was er macht.

Absacker
Ein bisschen zu viel treiben lassen ist manchmal auch nicht gesund.

Zwangsperfektionist
Planung im Hamsterrad. Häufig landen dort Menschen mit Tumbleweedpotential, die denken, sie müssen unbedingt planen.

Ich habe das Portfolio gleich an meinem Bekannten ausprobiert. Selbstverständlich was gebrummelt von wegen "neueste amerikanische Psychologenerkenntnisse", und es hat funktioniert. Er hat sich als Tumbleweed erkannt und gemeint, sein neuer Job macht ihm Spaß und in Anbetracht seiner ureigenen Steppenläufermentalität war es die richtige Entscheidung. Und was in 10 Jahren ist weiß ja heute eh keiner.

Fazit?

Hey, das ist eine völlig unbewiesene total willkürliche wilde Theorie!

Dieses Posting widme ich der Spreepiratin, weil ich ihr das schon mal vor langer Zeit versprochen habe.


Weitere Analysen:
Karpfenesser
Der Inter Cenam Feeling-factor
Das Bloggerportfolio
und eine Interpretation der Sinus Milieus

Posted by L9 at 16:02 | Comments (12)