18.12.04

Relativitätstheorien

Relativ mutig ist es in Anbetracht folgener Terminsituation dem Chef zu sagen, man fühle sich nicht wirklich ausgelastet und würde gerne mehr machen.

Relativ überflüssig wäre es, mir folgende Frage zu stellen: "Liegt es Ihnen, viel zu reisen? Heute USA, morgen China und dann Japan?" Absolut schön wäre es, wenn sich etwas ändern würde. Relativ gelassen wäre ich aber, wenn es nicht klappt, gefreut habe ich mich dennoch, diese Freude nimmt mir keiner mehr weg.

Es gibt ja diese Grundsatzdiskussion über die Vorfreude. Sehe ich Dinge lieber negativ und lasse mich dann positiv überraschen, oder freue ich mich schon von vorneherein und werde dann eventuell bitter enttäuscht.

Ich persönlich bin für die Vorfreude, alleine schon aus folgendem mathematischen Grundsatz heraus.

Nehmen wir an:
F(k) = Die Freude wenn es klappt
F(v) = Die Vorfreude
E(n) = Die Enttäuschung, wenn es nicht klappt
Eine weitere Variable ist die Enttäuschung auf Vorrat: E(v).
Das ist die Variable, die ich einberechnen muss, wenn ich von vorneherein sage "es klappt ja eh nicht".

Oh weh, jetzt wird es kompliziert. Probieren wir es trotzdem.
Grundsätzlich lassen wir gelten: je geringer die Vorfreude, desto höher die Vorenttäuschung. Je höher die Vorfreude, desto höher die Enttäuschung wenn es nicht klappt.

Nehmen wir vereinfachend an, Enttäuschung ist negative Freude, wird deshalb von der Freude abgezogen.

Die Grundformel also:
Gesamtfreude F(g) = F(v) - E(v) + F(k) - E(n)
Der Pessimist (Das behaupte ich jetzt einfach so) hat folgende Variablen:
F(v) = 0 (keine Vorfreude), E(v) = 2 (er durchlebt ja vorher schon die Enttäuschung - es klappt eh nicht), F(k) = 10 (er freut sich aber sehr, wenn es klappt, E(n) = 5 (und ist trotzdem enttäuscht, wenn es nicht klappt).

Wenn die Sache klappt, hat der Pessimist folgende Gesamtfreude erlebt:
Gesamtfreude (F(g) = 0 - 2 + 10 - 0 (er muss ja nicht enttäuscht sein) = 8
Wenn die Sache nicht klappt, siehts beim Pessimisten so aus:
Gesamtfreude F(g) = 0 - 2 + 0 - 5 = -7

Beim Optimist gilt:
F(v) = 5, F(e) = 0, F(k) = 8, E(n) = 4

Wenn die Sache klappt, erlebt der Optimist folgende Gesamtfreude:
Gesamtfreude F(g) = 5 - 0 + 8 - 0 = 13
Wenn die Sache nicht klappt, siehts beim Optimist so aus:
Gesamtfreude F(g) = 5 - 0 + 0 - 4 = 1

Womit bewiesen ist: Optimisten freuen sich insgesamt gesehen mehr.

Allerdings gibts irgendwo auch eine Studie, in der geschrieben steht, dass Pessimisten dennoch erfolgreicher sind als Optimisten. Die erfolgreichsten Manager sind Pessimisten. Andrew S. Grove schrieb Only the Paranoid Survive. Und was aus diesem optimistischen E-Hype geworden ist, das haben wir ja an den Aktienkursen gesehen.

Tja, somit wird mir wieder bewußt, warum ich zwar grundsätzlich optimistisch und positiv bin, aber dennoch äußerst erfolglos mit hohem Aufwand und auf hohem Niveau. (Da brauch ich bloß auf meinen Zugriffszähler schauen und sehen, dass heute grad mal 5 Leute hier waren ;-). Aber als alter Optimist sage ich: Hey ihr fünf! Ich freu mich, dass ihr mich besucht!

Zurück zu den Relativitäten: Die Katze ist für Kinder relativ süß, für Mäuse relativ gefährlich.

Zurück zum Terminkalender: das war letzte Woche, weshalb man mir verzeihen möge, dass ich mich um das 17er Kästchen gemogelt habe.

Posted by L9 at 10:32 | Comments (6)