01.04.07

Shanghai Taxi

"Schizophrenic or drunkard without a guardian is prohibited to take the taxi".
Außerdem darf man keine Schmugglerware mitnehmen, nicht rauchen und auch nicht auf den Boden spucken.
Soweit zu den Regeln für den Mitfahrer, steht alles auf dem gelben Schild.

Auch die Regeln für den Fahrer sind relativ klar. Verkehrszeichen und Ampeln sind irrelevant, Vorfahrt hat derjenige, der die lauteste Hupe hat. Abgesehen von der Hupe - zeige keine Gefühle, der Grashalm im Wind wird den stampfenden Drachen besiegen.

Selten habe ich so stoische Menschen so chaotisch und laut fahren sehen.

Eine ganz typische Verkehrssituation:
eigentlich müßten wir links abbiegen.

In Deutschland wäre ich in dieser Situation rechts abgebogen, hätte mich langsam auf die linke Spur durchgeschlängelt und wäre bei der nächsten Möglichkeit nach einem U-Turn geradeaus meinem Ziel entgegen gefahren.

In China?
Na klar, Augen zu und durch! (Und das alles ohne Gurt)

Interessant sind auch die 1000 Wege, die zum gleichen Ziel führen.

Ich mußte tagtäglich in ein riesengroßes Industriegebiet einer riesengroßen Satellitenstadt.
Die Satellitenstadt zu finden ist relativ einfach, aber die Fabrik in diesem Gebiet offensichtlich eine Herausforderung.
Grundsätzlich muss man wissen, dass ein chinesischer Taxifahrer nie zugeben wird, das Ziel nicht zu kennen. Er fährt erstmals los, und wenn er dann garnicht mehr weiter weiß, frägt er dich. Du verstehst ihn nicht, er versteht dich nicht. Hoffnungslos. Leider konnte ich auch nach den zwei Wochen nicht weiterhelfen, weil ich jedesmal anders ans Ziel gelangt bin. Nur ein einziges Mal ist es mir gelungen, chinesisch radebrechend, da war ich sehr stolz.

Glücklicheweise fragen die Taxifahrer mittlerweile Passanten nach dem Weg. Früher, habe ich mir sagen lassen, haben sie dich lieber in der Mitte des Nirgendwo auf die Strasse geworfen, um nicht ihr Gesicht zu verlieren. Aber das ist bestimmt eine dieser modernen Sagen.

Tipps für Chinareisende:

1) Unbedingt das Ziel in chinesischen Schriftzeichen aufschreiben lassen und dem Taxifahrer zeigen. Man kann sich noch sosehr bemühen, es richtig auszusprechen, es wird nicht verstanden. (O-Ton einer Kollegin: am besten hemmungslos betrinken, danach kriegt man die Aussprache halbwegs hin).
Um wieder heimzufinden, unbedingt auch den Ausgangspunkt aufschreiben lassen.

2) Ein gezeichneter Plan ist ab und an auch ganz hilfreich, besonders in weitläufigen Industriegebieten.

3) Plan sowie Adressen unbedingt nach der Fahrt wieder mitnehmen. Oder aber in 5-facher Ausfertigung vorhalten (das habe ich gemacht, nachdem ich ihn 2 Mal beim Fahrer vergessen hatte.)

Posted by L9 at 17:14 | Comments (4)