05.06.06

Alfabeto Simbolico

Es gibt einen italiensichen Designer, Alessandro Mendini. Berühmt wurde er in den frühen 80ern für seine Haushaltsgeräte und Möbel, die aussahen, als kämen sie direkt aus einem quietschbunten Science Fiction Film.

Doch nicht nur das, er stellte die kühne Behauptung auf, dass jeder Mensch seine Schablone hätte, sein Alfabeto Simbolico, eine kleine Reihe von Formen, die genügen würden, um sich auszudrücken. Selbstverständlich war ich empört. Man läßt sich doch nicht auf 10 Symbole reduzieren.

Dennoch hat mich diese Aussage fasziniert und fasziniert mich immer noch. Was sind so deine Symbole, deine typischen Redewendungen, die du verwendest, wenn du was zum Ausdruck bringen willst, deine Musiksequenzen, deine Formen?

Sicher ist, das Alphabet wandelt sich über die Jahre.

Mein Alfabeto in den 80ern war verspielt und eher flach.

Für eine verschlüsselte Visitenkarte hat es gereicht. Ich denke die zentrale Aussage dieser Karte ist klar: "Don't call me, I call you".

Meine 90er waren geprägt von technischen Verbesserungsvorschlägen.

Häufig visualisierte ich die Idee, irgendwelche chaotischen Zustände durch Einziehen eines zentralen Elementes zu ordnen. Das funktionierte sowohl für Datenarchitekturen als auch für Organisationseinheiten oder aber Serviceabteilungen. Auch die Pyramide war integraler Bestandteil meines Symbolhaushaltes.

Inzwischen erzähle ich häufig, dass Umsätze steigen und Anteile schrumpfen und beweise das alles mit einer Portfolioanalyse. Völlig egal, ob es sich um Betriebsdatenerfassungssysteme, Umsatzsteigerungsprogramme oder Einsparungen handelt, mit ein paar Tortenförmchen und Türmchen kannst du das ganze Business abbilden. Ab und an braucht man allerdings noch einen Trichter.

Tja, und mein Leben als Toon ist geprägt von Spass, Narrenkastl, Müdigkeit und ab und an einer kleinen Depression.

Nur vier Grundformen? Völlig naheliegend, dass ich mir als alter Optimierer ein Hilfsmittel bauen will. Inspiriert hat mich mein Chinaaufenthalt im letzten Jahr. In einem kleinen alten Laden in Shanghai habe ich mir ein Stempelbauerset gekauft. Mein Ziel: ich bau mir ein paar Stempel für meine Cartoons und brauch sie dann nicht mehr müsehlig zu zeichnen.


Herausgekommen ist ein ziemlich verwackelter Teufels-tümmler und eine Blase am Finger.

Ich bleib also beim Zeichnen, vergesse die Schablonentheorie und überlasse das Stempelbauen den chinesischen Spezialisten.

Was ist eigentlich euer Alfabeto Simbolico?

Posted by L9 at 16:12 | Comments (4)