Grade zum letzten Absatz gibt es ein sehr schönes Kabarettstück von Volker Pispers:
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"Als in Ruanda vor ein paar Jahren eineinhalb Millionen Hutus von den Tutsis... oder war es umgekehrt? Waren es Tutus und Hutsis? Weiß das noch einer? Neger halt."
Publikum: Uooooh!
"Ja 'Uoooh!'. Da sind sie dann pikiert. Das sagen wir nicht! 'Neger' sagen wir nicht mehr. Wieviel da verrecken ist uns doch scheißegal, aber 'Neger' sagen wir nicht mehr. Da sind wir politisch korrekt."
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Zynisch, provokant. Aber doch sehr erhellend, der Mann.
Hi Lisa, ich glaube das war der 11.9.01 ;-)
Posted by Suddenness at 19.08.04 17:50@blacky: wie wahr :)))
@suddennes: Hey, ich benutze die Amerikanische Schreibweise ;-)
Jenseits der tragischen persönlichen Schicksale ist dieser Betroffensheitskitsch angesichts der täglichen Hunger-, Flüchtlings- und Bürgerkriegsschicksale in sogenannten Dritte-Welt-Ländern wirklich heuchlerisch. Keine Nachricht für die Medien.
Andererseits: Am 11.9. hat sich die Welt tatsächlich verändert. "Sicherheitsgesetze" und Einschränkung von Bürgerrechten machen das täglich deutlich.
Posted by kid37 at 19.08.04 22:47@kid37: das ist es ja was mich so erstaunt. Warum wir (ich sage bewusst wir) bei manchen Themen die Legitimation geben, Rechte einzuschränken, Krieg zu führen. Aber bei anderen Dingen, da reicht die Erschütterung noch nichtmals aus, um die Auflagenstärke bestimmter Zeitschriften signifikant zu steigern.
Beispiel auch Jugoslawien seinerzeit - das war in unserer unmittelbaren Nachbarschaft - da zitiere ich sehr frei einen Journalisten: "der Krieg in Bosnien verkauft sich nicht".
Posted by L9 at 20.08.04 07:57Ich war auf der Arbeit. Ein Kollege kam ras und meinte ich müsse mal kurz hinter ins Büro, es wäre gerade ein Flugzeug ins WTC geflogen.... Ein UNfall. dann saß ich da, völlig geschockt und das zweite flog rein.
Mir war sofort klar, dass sich in dem Augenblick unsere Welt für immer verändert hatte, bzw. verändern würde.
Das in dem Augenblick zu realisieren war schon ziemlich beeindruckend.
Betroffen war ich wegen der Menschen. Vielleicht auch weil man live gesehen hat wie sie gestorben sind. Wenn man die Bilder von anderen Geschehnissen dieser Art sieht, wird meistens nur die Aftermath gezeigt. Man sieht gar nicht wie dreckig es den Leuten geht oder was mit ihnen direkt geschieht. Folglich ist vielleicht auch das direkte Mitgefühl eingeschränkt, evtl. weil die Darstellung abstrakter ist?
Wenn ich mich richtig entsinne nahm das öffentliche Interesse für den Konflikt in Jugoslawien erst dann enorm zu als die Bilder von den Lagern publik gemacht wurden, oder?
Weiß nciht, ich war da noch sehr jung und war mit anderen Dingen beschäftigt...
Zu sagen, daß sich "die Welt" geändert hat, ist vollkommen übertrieben. Die Kreuzzüge waren auch schon Massenvernichtungen im Namen der Religion (und letztlich doch nur aufgrund von Macht- und wirtschaftlichen Interessen).
Was hat sich denn geändert? Was war denn so besonders an den Anschlägen? Genau betrachtet war lediglich die logistische Fertigkeit der Terroristen beeindruckend.
Ich war damals von Anfang bis Ende September in den USA und wir waren gerade aufgewacht in unsrem Hotelzimmer in Vegas. Aus einem mir unerfindlichen Grund habe ich zum einzigen Mal in dem Urlaub den Radiowecke angeschaltet und von irgendeinem Flugzeugunglück gehört - woraufhin ich das Fernsehen anschaltete. Der Urlaub war danach... interessant... Und die Sicherheitsvorkehrungen dann so wie in Europa vor dem Anschlag.
Es ist eine Unverfrorenheit, angesichts der Völkervernichtungen in allen Teilen der Welt diese Anschläge so herauszustellen. Das haben die anderen Toten nicht verdient.
Posted by Axel at 27.08.04 14:26Hi Axel,
Ich kann schon nachvollziehen was Du schreibst, vor allem da ich das schon auf zig Foren und n anderen Diskussionen gehört habe. Ich rede ja auch gar nciht von den anderen Opfern oder vergebe irgendwelche benotungen ob jetzt die WTC Opfer andere übertrumpfen. Wäre ja auch schwachsinn.
Für mein Empfinden hat sich die Welt tatsächlich verändert. In vielen Ländern haben die Behörden die Situation ausgenutzt um Besipielsweise ihre Überwachungsmaßnahmen deutlich zu verschärfen, bzw. ihre Möglichkeiten hierzu auszubauen.
Nicht nur in den USA durch den Patriot Act, es gab Gegenstücke dazu in vielen anderen Nationen.
Die Anschläge in Spanien haben gezeigt, dass terroristische Anschläge durchaus eine Wahl beeinflussen und Regierungen stürzen können. Vor dem 11.9. wäre das unvorstellbar gewesen.
Ansonsten ist das Damocles Schwert des terrors definitiv deutlich präsenter. Zumindest subjektiv.
Klar, die Welt hat sich nicht wirklich großartig verändert, aber unsere Wahrnehmung der Welt meiner Meinng nach schon. Das wird die Welt verändern, bzw. hat es das bereits.
Posted by V0R73X at 27.08.04 20:34